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Lebererkrankungen frühzeitig erkennen!

Interview von Dr. Steffen Jakobs

Chronische Lebererkrankungen wie eine Leberzirrhose können u.a. in Folge einer alkoholbedingten Schädigung, einer Virus­-Hepatitis oder einer autoimmunen Lebererkrankung entstehen. Leider werden fortgeschrittene chronische Lebererkrankungen häufig erst spät diagnostiziert. Da während des Krankheitsverlaufs keine bis wenig Schmerzen oder andere Beschwerden auftreten, bleibt die Erkrankung meist unbemerkt. Das gemeinsame SEAL-Programm der Universitätsmedizin Mainz, des Universitätsklinikums des Saarlandes und weiteren Kooperationspartnern hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit einem Screening auf erhöhte Leberwerte chronische Lebererkrankungen früher zu diagnostizieren. Die Projektleiterin des SEAL-Programms Frau Dr. rer. med. Anita Arslanow erklärt, worum es bei dem SEAL-Programm konkret geht und wer daran teilnehmen kann.

1. Frau Dr. Arslanow, können Sie kurz erklären, was  die Ziele des SEAL-Programms sind?

SEAL ist ein Lebervorsorge-Programm und steht für Strukturierte Früh-Erkennung einer asymptomatischen Leberfibrose und Leberzirrhose (engl. Structured Early Assessment of Asymptomatic Liver Fibrosis and Cirrhosis). Ziel des SEAL-­Programms ist es mehr Patienten mit Leberschäden frühzeitig zu diagnostizieren. Dazu gehören Patienten mit fortgeschrittener Leberschädigung sowie Patienten mit bisher nicht diagnostizierter Leberzirrhose im komplikationsfreien Stadium. Ganz konkret geht es darum, die Effektivität der Untersuchung von Leberwerten zur Früherkennung von Lebererkrankungen im Rahmen des Check-Up 35 bei 16.000 Patienten in Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu erforschen. Somit wird das SEAL-Programm wichtige Erkenntnisse zu Prävalenz und Epidemiologie von Lebererkrankungen in diesen zwei Bundesländern liefern.

Die Leiterin des SEAL-Programmbüros Frau Dr. rer. med. Anita Arslanow ist Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und hat zu Lebererkrankungen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht.

2. Warum ist eine frühere Diagnosestellung so wichtig?

Obwohl die Leberzirrhose sich in der Regel über Jahrzehnte entwickelt, wird die Diagnose selbst in Ländern mit einem hochentwickelten Gesundheitssystem nur bei jedem vierten Patienten im asymptomatischen Frühstadium diagnostiziert. Regelmäßig wird eine Leberzirrhose daher erst mit dem Auftreten von Komplikationen wie Blutungen der Speiseröhre, Wasserbauch oder einer Leber-Hirn-Störung in einem späten Stadium festgestellt. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Patienten mit Leberzirrhose ist 10 bis 20 Jahre niedriger als die der Gesamtbevölkerung. Bei einer früheren Diagnose wäre es in vielen Fällen möglich, durch eine Behandlung der ursprünglichen Lebererkrankung das Voranschreiten der Leberzirrhose zu verzögern oder diese unter Umständen sogar aufzuhalten.

3. Wer nimmt am SEAL-Programm teil?

Am SEAL-Programm nehmen neben Patienten, Hausärzte, Fachärzte und Leberzentren in Rheinland­Pfalz und im Saarland teil. Die ärztliche Zusammenarbeit wird über einen bestimmten Diagnosealgorithmus strukturiert und basiert auf einem Leberwert­Screening im Rahmen des hausärztlichen Check­up 35. Dies soll dabei helfen, die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten und Leberzentren bei der Versorgung von Patienten mit chronischen Lebererkrankungen zu verbessern.

4. Welche Voraussetzungen müssen Patienten erfüllen, um am SEAL-Programm teilnehmen zu können?

Die Teilnahme am SEAL­-Programm steht allen Patienten ab dem 35. Lebensjahr offen, die bei der AOK Rheinland­-Pfalz/Saarland versichert sind und die den Check­up 35 wahrnehmen. Der betreuende Hausarzt muss ebenso am SEAL­Programm teilnehmen. Voraussetzung ist eine schriftliche Einwilligungserklärung der Patienten. Weitere Informationen zum SEAL-Programm finden sich unter: https://www.lebervorsorge.de/seal/web/.

Zur SEAL-Projektleitung (Mainz/Homburg) gehören des weiteren:

  • Prof. Dr. med. Peter R. Galle (Direktor I. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsmedizin Mainz)
  • Prof. Dr. med. Frank Lammert (Direktor Klinik für Innere Medizin II Universitätsklinikum des Saarlandes)
  • Dr. med. Michael Nagel (I. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsmedizin Mainz)